Kunst in Zeiten der Verdrängung der Münchner Subkultur
Seit 10 Jahren arbeite, forsche und gestalte ich in der Kuvertfabrik Pasing. 2006 habe ich zur weiteren Entwicklung des interaktiven Tanzes – speziell mit dem von Martin Siegler entwickelten Skalarwellenlicht - einen gemeinsamen Tanz- und Entwicklungsraum im 1.Stock der Alten Kuvertfabrik geschaffen und um diesen Raum herum 7 Ateliers und einen kleinen Therapieraum mit ausgebaut. Dieser Prozess hat fast 1 Jahr gedauert.
Mittlerweile nutzen in- und ausländische Künstler, Tänzer, Musiker, Schauspieler, Schamanen und Therapeuten den Tanz- und Entwicklungsraum als Plattform für ihre schöpferische und heilende Arbeit und in den Ateliers haben sich Künstler aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Musik, Kostüm, Theater, Therapie und Soziale Plastik angesiedelt.
Durch den Ausbau der Etage kam ich in intensiven Kontakt und Beziehung mit dem Gebäude, seiner Geschichte, den Spuren der Zeit, den Überlagerungen und Resten, wie z.B. den übertünchten Fliesen, die ich von Hand freigelegt habe.
Durch den lang währenden meditativen Prozess ging diese Handarbeit weit über die materielle Ebene hinaus und hat mich mit dem Geist des Gebäudes in Kontakt gebracht. Obwohl dieser Prozess seit Jahren abgeschlossen ist, hat er immer noch Auswirkung auf meine künstlerische Arbeit und meinen Ansatz zu arbeiten.
Diese Schattenarbeit, die darin besteht, durch die Schichten der Zeit, den Schmutz und die Missachtungen hindurch zum Wertvollen, zum Wesen zu dringen, hat in mir zu einer tieferen Verbindung mit dem Alten und dem „Rest“ an sich geführt. Es muss nicht mehr bewertet und von mir abgetrennt werden, sondern erlebt eine Integration in einen neuen sinnhaften Zusammenhang, der nicht im Widerspruch zur Vergangenheit steht, sondern in die Poesie, Schönheit, Geborgenheit und Würde führt.
Dies kann ein schnell hinzugekauftes „Vintage-Design“ aus einem zeitgeistigen Möbelhaus nicht leisten, auch wenn hinter dem Erfolg dieses Genres mit Sicherheit der Versuch steht, Identität und Heimat zu finden, weil der Bewusstsein-Prozess „des Freilegens“ nicht erfolgt ist. -
Das Neue basiert auf einer unendlichen Vielzahl von Abbildungen, die auf Abbildungen folgen, und das Neue wird sich auch aus Abbildungen von bestehenden Abbildungen zusammen setzen. Zu große Brüche und Resets führen zu Unterbrechungen der Kontinuität bis hin zum Schock und verhindern die Lesbarkeit der Geschichte und die möglichen Inspirationsräume für die Zukunft.
Zur Lage der Kunst in München:
Die Verdrängung der Münchner Subkultur in Räume der kurzfristigen temporären Nutzung gleicht meiner Meinung nach der modernen Kleintierhaltung. Nur dass hier die geistigen Eier in Form von Anstößen für Trends, Modebewegungen, Werbeslogans und andere marktwirtschaftliche Verwertungen abgeschöpft werden - fast immer ohne den Kreativen der Szene eine angemessene Wertschätzung entgegen zu bringen.